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Lust auf Lachs?

Lachszucht - Ein ökologischer Albtraum.
In seiner norwegischen Heimat nennt man ihn den "Großen Wolf". John Fredriksen gehört zu den reichsten Menschen der Welt. Als Reeder gehört ihm nicht nur das weltgrößte Tankerimperium "Frontline", mit seiner "Marine Harvest" ist er der größte Player im Geschäft mit industriell produziertem Fisch. Seine Firma produziert pro Jahr über 100 Millionen Zuchtlachse in Chile und Norwegen - für die ganze Welt. Ein Geschäft mit schwindelerregenden Wachstumsraten. Die WDR-Autoren Wilfried Huismann und Arno Schumann hefteten sich über ein Jahr lang an die Fersen des Großinvestors. Ihre brisanten Recherchen über den weltweit operierenden Nahrungsmittelgiganten wurden zu einem packenden Öko-Thriller. Chile ist ein Paradies für Investoren. Alles, was in Europa durch Umweltgesetze verboten ist, können Unternehmer wie Fredriksen am anderen Ende der Welt tun: In Chile liegen die Lachsfarmen dicht beieinander, in den 40 Meter tiefen Käfigen tummeln sich doppelt so viele Lachse wie in Europa. Durch die dichten Käfige ersticken die Lachse um das zu verhindern wird Sauerstoff in die Tiefe gepumpt. Um Seuchen zu verhindern, werden hunderte Tonnen Antibiotika ins Futter gemischt. Chemikalien und Farbstoffe an den Käfigen und im Wasser führen dazu, dass die Lachse nach 18 Monaten Mast ein chemisch und biologisch belastetes Produkt sind. Wenn die Fjorde vom Abfall der Industrie verseucht sind, hinterlassen Konzerne wie "Marine Harvest" einen ökologischen Friedhof und ziehen weiter gen Süden - in die noch intakte Welt Patagoniens. Ein ökologischer Albtraum. Um das Image der Massentierhaltung im Meer zu verbessern, geht Fredriksen im April 2008 eine Partnerschaft mit der größten Umweltorganisation der Welt ein, dem WWF. Für eine Spende von 100.000 Euro pro Jahr darf "Marine Harvest" mit dem Panda-Bärchen des WWF für seine industriell erzeugten Mastlachse werben. Chilenische Fischer werfen dem WWF vor, er habe sich an John Fredriksen verkauft. Verbindliche Verbesserungen sind in diesem Abkommen nicht festgelegt. Am Lachs-Desaster in Chile hat sich nichts geändert. Wird John Fredriksen einfach so weiter machen?

Quelle: ARD lachsfieber-zuchtlachsproduktion-in-chile

Lachse starkt mit Giften belastet
Zuchtlachse sind erheblich stärker mit Giften belastet als ihre wild lebenden Artgenossen. Vor allem in europäischen Farmen gezüchtete Fische enthalten ein Vielfaches an chlorierten Kohlenwasserstoffen wie Dioxinen, polychlorierten Biphenylen (PCB) und Hexachlorbenzen (HCB), berichten US-Forscher im Fachjournal «Science». Ursache sei das Futter aus Fischmehl und -öl, in dem schädliche Substanzen bereits angereichert seien. Dies gelte vor allem für europäische Zuchtfarmen wie in Schottland oder den Färöer-Inseln, aus denen viele europäische Supermarktprodukte stammen. Über die Konsequenzen dieser Analyse streiten Ernährungsexperten. Die Wissenschaftler um Ronald Hites von der Universität von Indiana in Bloomington hatten rund 700 verschiedene Proben analysiert, darunter Lachsfilets aus europäischen und amerikanischen Supermärkten. Zuchtlachs aus europäischen Kühltheken enthielt die höchsten Anteile chlorierter Kohlenwasserstoffe. Eine Probe aus einem Frankfurter Supermarkt war demnach so stark belastet, dass davon nicht mehr als eine halbe Portion pro Monat gegessen werden sollte, empfehlen die Autoren basierend auf Richtlinien der US-Umweltbehörde EPA. Zu den chlorierten Kohlenwasserstoffen zählen viele der giftigsten Substanzen überhaupt. Sie gelten unter anderem als Auslöser von Krebs, neuronalen Veränderungen und Schädigungen des Immunsystems. Auf Verpackungen müsse deshalb deutlich gekennzeichnet werden, ob das Filet von einem Wild- oder Zuchtlachs stamme, fordern die «Science»- Autoren. Für andere Experten überwiegen allerdings in jedem Fall die positiven Aspekte des Fischkonsums, etwa der Schutz vor Herzinfarkten. Sie halten die gefundenen Schadstoffmengen für zu gering, um gefährlich zu sein. Die PCB-Werte lägen alle unter dem Grenzwert der US-Lebensmittelbehörde FDA, argumentiert in «Science» etwa der Toxikologe Charles Santerre von der Purdue-Universität, der auch die Lachsindustrie berät. «Science» empfiehlt, Verbraucher könnten die Studiendaten nutzen, um möglichst wenig belasteten Zuchtlachs auszusuchen. Zuchtlachse aus Schottland und von den Färöer-Inseln waren am stärksten belastet. In Deutschland kommt nach Angaben des Bundesverbands der Fischindustrie der meiste importierte Lachs aus Norwegen(Chile) In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die weltweite Produktion von Zuchtlachsen um das 40Fache erhöht. Mehr als eine Million Tonnen Fisch werden von den Farmen jedes Jahr an Restaurantküchen und Supermärkte geliefert.

Quelle: https://www.netdoktor.de/News/Zuchtlachs-Staerker-belaste-1106958.html

Aus fünf Kilo Fisch wird ein Kilo Zuchtlachs
greenpeace magazin 1.99
Auf Kosten der Peruaner decken wir unseren Tisch.
Lachsfilet ist längst kein Luxus mehr, sondern mittlerweile billiger als gute Leberwurst. Jährlich verzehren deutsche Verbraucher mehr als 70 Millionen Kilo des beliebten Fisches, der von seiner Natur her eigentlich ein Wanderer ist, heute aber in großen Massen in den engen Käfigen von Zuchtfarmen gehalten wird. Führend in der Lachszucht sind Norwegen, Großbritannien und Chile. Damit die Lachse in nur 18 Monaten auf ihr Schlachtgewicht von vier Kilo heranwachsen, brauchen die Fischfarmer preiswerte und hochwertige Futtermittel. Vor allem vor der südamerikanischen Pazifikküste fangen Industriefischer den Rohstoff für das Turbofutter: Fisch in gigantischen Mengen.
Peru ist der größte Fischmehlproduzent der Welt, und Chimbote ist die dreckigste Stadt Perus. 60 Prozent des peruanischen Fischmehls werden hier hergestellt. Der Reiseführer empfiehlt dringend, diese Stadt zu meiden. Die Abgase von 60 Fischmehlfabriken hüllen Chimbote in einen dichten, graugelben Nebel. Tranige Dämpfe liegen schwer über der Stadt, kriechen in jede Ritze, brennen in den Augen und lassen den Magen rebellieren. 11.000 Tonnen Stäube, Fettpartikel und Eiweiße werden in Chimbote jährlich aus Fabrikschloten ausgestoßen. 80 Prozent der Kinder sind chronisch krank: Ekzeme, Asthma, Bindehautentzündungen. Immer wieder brechen Seuchen aus. Die letzte Choleraepidemie liegt erst sieben Jahre zurück.
Die Fischmehlfabriken sind von hohen Mauern umgeben, auf denen bewaffnete Wachen stehen. Flutlicht sichert die Gelände nachts. Der Zorn der Bürger darf die Produktion nicht stören. Die Abwässer der Fabriken, ein Konzentrat aus Fischöl, Gewebewasser und Blut, laufen aus maroden Rohren direkt ins Meer. Ein paar junge Männer haben hier eine Einkommensmöglichkeit entdeckt: Sie stauen die Abwässer und schöpfen den ölhaltigen Schaum ab. Über dem Feuer wird der Abschaum zu Fischöl gekocht und wieder an die Fabriken verkauft, die damit ihre Trokkenöfen betreiben. Acht Männer arbeiten vier Tage für ein 200-Liter-Faß. Das bringt 20 Mark – den Gegenwert eines Pfundes Räucherlachs in deutschen Kühltheken.
Am Strand von Chimbote stolpert man über Müllberge und Tierkadaver. Das Meer – eine sterile, übelriechende Flüssigkeit. Kein Fisch lebt mehr direkt vor der Küste. Fährt man jedoch weiter hinaus, ist der Pazifik äußerst fruchtbar. Jeder fünfte Fisch, der weltweit gefangen wird, geht hier ins Netz. Im ganzen Südostpazifik sind es jährlich 20 Millionen Tonnen – noch.
Täglich laufen mehr als 200 Industrie-Trawler von Chimbote aus und kehren mit silbrigen Bergen von Anchovis in ihren Bäuchen zurück, eine schimmernde Fracht, die mit Gummirüsseln direkt in die Kessel der Fischmehlfabriken gepumpt wird. Fangquoten werden hier ganz offensichtlich überschritten. Romulo Loayza Aguilar, Meeresbiologe in Chimbote, berichtet: „Die FAO (Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, d. Red.) hat vorgeschlagen, die Trawlerflotten auf 25 Prozent zu reduzieren, das hat man ignoriert. Was hier geschieht ist Überausbeutung“. An der Universität in Antofagasta/Chile beobachtet Professor Marcello Oliva die Folgen der hemmungslosen Überfischung mit Sorge: „Man kann 30 Prozent der Fische abfangen, die restlichen 70 Prozent reichen aus, um den Bestand zu erhalten. Aber in Peru passiert das Gegenteil: Man holt 70 Prozent raus und läßt nur 30 drin.“ Schon jetzt sterben hier die in Küstennähe lebenden Seevögel und Seelöwen in Massen, weil sie nicht mehr genügend Futter finden. Und auch die Zeit der Pinguine ist vorbei. Zu Beginn dieses Jahrhunderts gab es in Chile und Peru mehrere Millionen Humboldt-Pinguine. Heute sind es noch 13.000.

José arbeitet auf einem Industrieschiff. Mit einem Jahreseinkommen von umgerechnet mehr als 20.000 Mark ist er in Peru ein Spitzenverdiener. Dafür nimmt er täglich 18 Stunden schwerster Arbeit in Kauf, froh, einen Job zu haben: „Früher hatte ich mein eigenes, kleines Boot. Das lohnt sich nicht mehr, als Küstenfischer fängt man hier nichts mehr.“ Die „Bolicheras“ fischen alles leer. Ihre Ringwadennetze sind feinmaschig und riesig: 400 Meter lang und 70 Meter hoch. Das macht fast 30.000 Quadratmeter Netz. Groß genug, um einem ganzen Schwarm Anchovis einzuwickeln. Außerdem sind sie mit allen möglichen High-Tech-Instrumenten ausgestattet. Da können die Küstenfischer mit ihren kleinen Booten nicht mithalten. Wer keinen Job auf einem Trawler findet, flüchtet sich in die Illegalität: Harpunenfischerei, Delphinfang. Auf dem Schwarzmarkt von Chimbote wird Delphinfleisch angeboten, das Kilo zu sechs Mark. Viele ehemalige Fischerfamilien ziehen weg und landen nicht selten in den Slums der Hauptstadt Lima, wo ihnen kaum etwas anderers bleibt als Diebstahl, Drogenhandel oder Prostitution.

Jeder zweite Peruaner ist unterernährt – das eiweißreiche Fischmehl geht indes auf dem Seeweg in alle Welt. In die Länder, die billiges Kraftfutter für die Massenviehhaltung benötigen: Europa, Mittelamerika, Südostasien. Und auf die Lachsfarmen in Chile, Irland oder Schottland. Fünf Kilogramm Wildfisch sind nötig, um ein Kilo Fischmehl zu erzeugen, mit dem wiederum ein Kilo Zuchtlachs produziert wird. Mit der Eiweißmenge, die weltweit allein an Lachse verfüttert wird, könnten 80 Millionen Menschen ihren Proteinbedarf decken.

Von NICOLA VON OPPEL



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